Weil ich (Eva) schon seit langem mal in einen Regenwald möchte, fahren wir mit dem Taxi von Phuket aus nach Norden in den Khao Sok Nationalpark. Schon auf dem Weg dahin begrüßt uns der Dschungel stilecht mit starken Wolkenbrüchen und einem Elefanten, der uns auf der Landstraße entgegenspaziert.

Unsere Unterkunft ist sehr simpel gehalten: Eine einfache Holzhütte auf einem entspannten Hof. Beim Frühstück und Abendessen kriegen wir stets Besuch vom Hofhund, einer der vielen Katzen oder der Truthahnfamilie, die gleich neben der Küche ihren Stall hat. Unsere Gastgeber*innen sind wahnsinnig freundlich, versorgen uns mit leckeren Ananas- / Bananenpfannkuchen und zeigen uns nach einer kleinen Gartentour die Zubereitung von traditionellem thailändischen Papayasalat. Wie so oft hier sorgt der Unterschied zwischen scharf (europäisch) und scharf (thailändisch) für Unterhaltung. Alles um uns herum strahlt in satten Grüntönen und bereits der Weg von unserem Schlafplatz zum Eingang in den nahezu unberührten Dschungel führt uns vorbei an riesigen Palmen, Papayabäumen, gigantischen Elefantenohr-Pflanzen und Cashewbäumen (…).

Wegen meiner (Felix) Mittelohrentzündung lassen wir es zunächst ruhig angehen und unternehmen nur vereinzelte Ausflüge in den kleinen Ort oder den Nationalpark. Bei einer Eispause am Stadtfluss beobachten wir eine Affenfamilie, die am anderen Ufer herumklettert und -springt. Durch eine geführte Yogastunde über dem Blätterdach mit tollem Ausblick auf den Sonnenuntergang verspüren wir am nächsten Tag Muskelkater. Als wir dann das erste Mal ins Naturschutzgebiet gehen, sind wir von der gesamten Atmosphäre vollkommen eingenommen: Wir sind im Regenwald! Es ist wunderschön. Die tollen Farben, die gewaltige Geräuschkulisse (Zikaden, Vögel, Affen, …), die ineinander verschlungenen Pflanzen und die vielfältige Tierwelt sind wirklich ein Fest für unsere Sinne. Zunächst erkunden wir nur zu zweit beim Trekking die Umgebung. Auf unserem Weg begegnen wir Krebsen, herumtollenden Makaken, Languren beim Mittagsschlaf, einem Skorpion (2cm von Evas Schuh entfernt) und verschiedenen Vögeln.

Nach ein paar Tagen fahren wir mit einem sehr uneuropäischen Taxi (wir sitzen auf selbstgezimmerten Holzsitzen, die auf die Ladefläche eines alten, rostigen Pickups geschraubt wurden) in eine andere Unterkunft, über die wir einige Touren gebucht haben. Nach dem Einchecken geht es direkt los zu einer Kanutour. In gemütlichem Tempo schippern wir den Fluss entlang, trinken „Dschungelkaffee“ aus Bambusbechern am Lagerfeuer, erleben den tropischen Regen hautnah (wir sind patschnass) mit und beobachten die faszinierende Natur um uns herum. Wir entdecken orangene Fische, eine Affenfamilie, zahllose Wasserläufer, eine große Eidechse, bunte Vögel, riesige Frösche und eine Schlange, die im Baum über uns ein Nickerchen hält. Nach einer Stärkung in der Unterkunft begeben wir uns wieder in den Dschungel zur Nachtsafari. Mit Taschenlampen ausgerüstet schlagen wir uns durch den Regenwald, wobei wir stets unsere Umgebung nach Tieren absuchen. Unser Guide weist uns auf diverse Affen hin, die hoch über uns im Bambus schlafen und nach ein paar Minuten fangen auch wir an, verschiedenste Lebewesen um uns herum zu entdecken. Nachts sind sehr viele Insekten unterwegs und wir beobachten zahllose Spinnen, Käfer, Zikaden, Heuschrecken, „Walking Sticks“ (Stabheuschrecken) und Tausendfüßler. Aber auch andere Tiere wie Vögel, Frösche, Chamäleons und einen 30cm langen Gecko finden wir. Besonders die Größe der Insekten (die meisten sind 8-20cm lang), die Farbenvielfalt der Pflanzen und Tiere, die Geräuschkulisse und die Stimmung nachts im Dschungel, beeindrucken uns.

Am nächsten Morgen fahren wir mit einem vollbesetzten Minivan los nach Osten, wo wir nach einem kurzen Zwischenstopp an einem Markt nach ca. 1,5 Stunden am „Cheow Larn Lake“ ankommen. Der 1982 künstlich angelegte Stausee hat türkisblaues Wasser und ist von steil aufragenden, wild bewachsenen Felsklippen umsäumt. Mit einem „Long-Tail-Boot“ (langes, flaches Holzboot mit Automotor als Antrieb) fahren wir über den See bis zu einer kleinen Ansammlung schwimmender Bungalows. Auf diesen „Raft Houses“ werden wir die folgende Nacht verbringen. Dort angekommen springen wir erstmal zur Erfrischung ins Wasser und drehen eine Runde mit dem Kajak, bevor wir uns dann ein ausgiebiges Thai-Mittagessen schmecken lassen. Nach diesem geht es mit der Anweisung: „Taschenlampen mitnehmen, feste Schuhe, die nass werden dürfen, anziehen und, wenn möglich, alle elektronischen Geräte da lassen oder wasserdicht verpacken!“ zurück aufs Boot. Nach einer ca. 30-minütigen Fahrt folgt eine kurze wunderschöne Wanderung durch den Dschungel, bei der wir durch mehrere Schmetterlingsschwärme laufen und ein paar Flüsse durchqueren, wodurch unsere Schuhe nach und nach immer nasser werden. Unser Ziel ist eine wenig einladende Felsspalte, aus der uns ein Bach entgegenströmt. Dieser Punkt markiert den Eingang (bzw. für die meisten den Ausgang, wie wir später feststellen) in die „Nam Talu Höhle“. Immer weiter wagen wir uns ins Innere, bis alles Tageslicht verschwunden ist und wir nur noch das Licht unserer Stirnlampen haben (und dann natürlich noch weiter). Wir durchqueren die anfangs sehr enge Höhle. Von oben ragen Stalaktiten herab und von unten steht uns das Wasser mal bis zum Knie, mal bis zum Bauch und teilweise ist es so tief, dass wir nur noch schwimmend weiterkommen. Nach einer Weile des Kletterns und Watens öffnet sich die Höhle allmählich, wodurch das Vorankommen einfacher wird. An der Decke hängen nun unzählige Fledermäuse ab (hehe „abhängen“, versteht ihr? :D) und gelegentlich flattern sie um uns herum. Auch die ein oder andere Riesenspinne lebt hier. Das Ende (bzw. der eigentliche Eingang) der Höhle ist wesentlich geräumiger als unser Ausgangspunkt und nach einer Stunde in Dunkelheit sind wir froh, wieder die Sonne zu sehen. Von hier geht es zurück durch den Dschungel, bevor wir auf der Rückfahrt mit dem Boot noch einen Stopp zur Affenbeobachtung einlegen. Am nächsten Morgen stehen wir vor Sonnenaufgang auf und genießen die Morgenstimmung zunächst an der Unterkunft und später bei der Morgensafari vom Wasser aus. Hier können wir einigen Gibbons dabei zusehen, wie sie sich von Ast zu Ast hangeln (Tarzan lässt grüßen). Später am Tag genießen wir die tollen Ausblicke bei einer weiteren Bootsfahrt und besuchen noch eine (weit weniger abenteuerliche) Höhle. Nach den sehr eindrücklichen Tagen am See und den vielen guten Gesprächen mit unseren Mitreisenden fahren wir zurück und verbringen noch eine letzte Nacht am Rande des Regenwaldes.

Diese Woche war sehr intensiv, wunderschön und beeindruckt uns nachhaltig. Das Gefühl, vollständig in die Natur einzutauchen, die vielen visuellen und akustischen Eindrücke, die unzähligen Tierbegegnungen, die vielseitige körperliche Bewegung, die Ruhe, die Begegnungen mit anderen Reisenden und weiterhin das Privileg zu zweit unterwegs zu sein machen diese Zeit zu einem absoluten Highlight für uns.

Ganz liebe Grüße aus dem Regenwald,
Eva & Felix

Liebe Grüße,
Felix & Eva
(24.04. – 01.05.)

2 Kommentare

  1. Das klingt ja absolut fantastisch, wie in einem Abenteuerfilm! Vielen Dank für diese Eindrücke, ihr beschreibt das so anschaulich, dass man beim Lesen direkt die passenden Bilder vor den Augen hat, noch bevor man die echten Bilder darunter angeschaut hat.

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